Suche
Datum:18.11.04
Titel:idw v. 18.11.2004: Dem Atem des Meeres auf der Spur
Link: 
Details1:Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, Kiel, Uta Deinet,
18.11.2004 20:00

Dem Atem des Meeres auf der Spur

Kieler Meereswissenschaftler haben Messroboter erstmals mit
Sauerstoffsensoren ausgestattet und in der Labradorsee ausgesetzt. Die
Ergebnisse zeigen, dass die Tiefsee im Winter große Mengen an
atmosphärischem Sauerstoff "einatmet" und eröffnen damit neue Wege für
die Erforschung des Klimawandels.

Eine Forschergruppe vom Kieler Leibniz-Institut für
Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) hat Ozean-Tiefendrifter erstmals mit
modernen Sauerstoffsensoren ausgestattet und im September 2003 in der
Labradorsee ausgesetzt. In der aktuellen Ausgabe der Science* stellen
Professor Arne Körtzinger und seine Kollegen erste Ergebnisse vor, die
zeigen, dass auch der Ozean "atmet". Während des Winters nimmt der
Ozean in der beobachteten Region enorme Mengen von Sauerstoff auf. Wie
eine Lunge scheint die Labradorsee große Teile der atlantischen
Tiefsee mit Sauerstoff zu versorgen. Die Messungen zeigen außerdem,
dass der eingeatmete Sauerstoff durch die Meeresströmungen schnell im
ganzen Ozean verteilt wird. Für die Klimaforschung könnte der Atem des
Meeres folgenschwere Auswirkungen haben, denn der ozeanische
Sauerstoffgehalt hängt eng mit dem Gehalt an Sauerstoff in der
Atmosphäre zusammen.

Die Sauerstoffkonzentration in der Atmosphäre hat in den letzten 100
Jahren stetig abgenommen. Der Grund dafür ist der gleiche wie der für
den kritischen Anstieg des Kohlendioxids: die Verbrennung von Öl, Gas
und Kohle. Doch während der Treibhauseffekt als Ursache für die
globale Erderwärmung immer wieder neue besorgniserregende Schlagzeilen
bringt, droht uns bezüglich des Sauerstoffs noch lange keine
Erstickungsgefahr. Die Abnahme des atmosphärischen Sauerstoffs könnte
sogar nützlich sein. Denn sie lässt sich relativ einfach messen und
vor allem lässt sich mit ihrer Hilfe gut abschätzen, wie viel
Kohlendioxid in den Ozeanen gelöst und wie viel von Pflanzen und
Bäumen an Land aufgenommen wird. Diese Schätzung funktioniert
allerdings nur solange der Sauerstoffgehalt der Ozeane - wie bisher
allgemein angenommen - konstant ist.

Aktuelle Modellrechnungen prophezeien jedoch eine Abnahme der
Sauerstoffkonzentration durch Veränderungen der Meeresströmungen in
der Tiefsee. Der Klimawandel könnte solche Veränderungen bewirken und
damit die Prozesse verlangsamen, durch die der Sauerstoff in die
Tiefen der Ozeane befördert wird. Bestätigen könnte das nur eine
kontinuierliche Beobachtung des Sauerstoffgehalts, doch die war bisher
nicht möglich. Die Ozeane sind riesig und der traditionelle Weg,
Sauerstoffkonzentrationen zu messen, erforderte teure
Forschungsexpeditionen. Die Methode der Kieler Meeresforscher zeigt
eine günstigere und einfachere Alternative und würde gut in ein
bereits laufendes internationales Forschungsprojekt passen. Das
Projekt setzt weltweit tausende Tiefendrifter ein, die den
Temperaturanstieg der Weltmeere beobachten sollen. Mit entsprechenden
Sensoren ausgerüstet, könnten sie auch die Sauerstoffkonzentration
messen.

Die von Professor Körtzinger und seinen Kollegen beobachteten
ozeanischen Atemzüge deuten auf Sauerstoff als einen der
Schlüsselparameter für die zukünftige Meeres- und Klimaforschung hin.
Doch bisher sind erst circa zwölf Tiefendrifter mit der neuen
Technologie im Einsatz, weitere Tests und vor allem flächendeckende
Beobachtungen sind notwendig. Die in der Science veröffentlichten
Ergebnisse sollen die internationale Fachwelt ermutigen, die neuen
Messgeräte möglichst zahlreich zum Einsatz zu bringen.

* "The Ocean Takes a Deep Breath" von Arne Körtzinger, Jens
Schimanski, Uwe Send, Douglas Wallace, erschienen in Science am
19.11.2004

Kontakt:
Prof. Arne Körtzinger, +49 (0)431 600-4205, akoertzinger@ifm-geomar.de
Uta Deinet: +49 (0)431 600-2501, udeinet@ifm-geomar.de

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Forschungsprojekte

Sachgebiete:
Biologie und Biotechnologie
Chemie und Biochemie
Geowissenschaften
Mathematik und Physik

Weitere Informationen finden Sie unter


--
Uta Deinet
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Meereswissenschaften
IFM-GEOMAR
Dienstgebäude Ostufer
Wischhofstr 1-3, Geb. 4
D- 24148 Kiel

Email: bculik@ifm-geomar.de
Tel.: 49 431 600 2802 / 1510
Fax.: 49 431 600 2805

--
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw -
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
Datei1:
Details2: 
Datei2:
Details3: 
Datei3:
Details4: 
Datei4:
Details5: 
Datei5:
Details6: 

Kurzmeldungen

Newsletter 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Newsletter abonnieren

 

If the facts change, I'll change my opinion.
What do you
do, Sir?

(John Maynard Keynes)

KlimaNotizen will dazu beitragen, dass die öffentlichen Diskussionen zur allgemeinen Klimaentwicklung ausgewogener werden.
Daher stehen hier vor allem Informationen, die in der öffentlichen Wahrnehmung zu kurz zu kommen scheinen.
Und daher ist KlimaNotizen selbst auch nicht ausgewogen.
Wer sich ein möglichst objektives Bild über Erkenntnisse und Meinungen verschaffen möchte, sollte selbst alle Informationen zur Kenntnis nehmen.
Dabei können die angeführten Links sehr hilfreich sein.

Impressum:
Klaus Öllerer
Viktoriastr. 5A
D30451 Hannover
Germany
email: klaus.oellerer@oellerer.net
phone: +49 (0)170 / 92 60 771

Die Inhalte angeführter Links und Quellen werden von diesen selbst verantwortet.

Diese Site dient ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken